Was geht beim Futsal in Deutschland und was geht nicht
Vor Wochenfrist gelang der deutschen Futsalnationalmannschaft ein viel beachteter 3:2 Sieg gegen Spanien. In Aschaffenburg wurde ein neuer Besucherrekord aufgestellt, 3.300 Menschen besuchten das Spiel. DAZN und DF1 übertrugen live. Nachdem man in der Eliterunde der WM-Qualifikation in einer Gruppe mit Frankreich, Kroatien und Slowakei letztlich chancenlos blieb, ragte der Erfolg gegen Spanien, den 2fachen Welt- und 7fachen Europameister besonders heraus. Zusammen mit der 2-Tage später erlittenden 0:9 Niederlage, der zweithöchsten der deutschen Länderspielgeschichte, kennzeichnen diese beiden Matches gut die Ambivalenz dieser Randsportart in unserem Land. Nachdem der Sport mehr als 10 Jahre, zwischen 2005 und 2015, mehr oder weniger vor sich hin darbte und mit dem 2014 eingeführten Länderpokal in Duisburg und dem DFB Futsal Cup (Von 2006 – 2015) zwei nationale Futsalhighlights hatte, die medial wenig bis keine Beachtung fanden, erreichte die Evolution dieses Sports, vor allem auf höchster Ebene seit 2016 fast biblische Ausmaße. Zwischen dem hart umkämpften 5:3, gegen das im Futsal unbedeutende England, in der Inselparkhalle zu Hamburg im Oktober 2016 und dem 3:2 gegen Spanien, dem Europameister des gleichen Jahres, liegen satte 64 Länderspiele und keine acht Jahre. Zwischendrin, mitten in der „Corona-Pandemie“, wurde unter teils abenteuerlichsten Qualifikationsbewertungen, die Futsal Bundesliga eingeführt. Diese befindet sich aktuell in der dritten Spielzeit und funktioniert. Viele Clubs machen einen gute Job, auch wenn in unübersehbaren Bereichen Ehrenamtlichkeit fehlende Ressourcen, vor allem in Form von Geld, ausgleichen muss und die Professionalität zwangsläufig auf der Strecke bleibt. Der Sport hat sich fortentwickelt, findet medial zunehmend Beachtung und auch das Ausland guckt teilweise neidisch auf unsere Zuschauerzahlen und die oft spektakuläre Inszenierung von Spielen der deutschen Fünf. Auch die Expertise und Nachhaltigkeit in der Arbeit von Marcel Loosveld (Seit 2017 Bundestrainer) hat diese Entwicklung umfangreich positiv beeinflusst. Futsal ist salonfähig geworden in Deutschland und ein positiver Imageträger für den durch Krisen gebeutelten Deutschen-Fußball-Bund. Aber über die Kehrseite muss auch geschrieben werden. (Foto by #futsalger – HPE)
Schwer nachvollziehbare Bundesliga Entscheidungen des DFB in Bezug auf Postmatchinterviews oder Spielplanausdehnung durch mehr Play-Off-Spiele, massive Tonprobleme bei Live-Übertragungen, merkwürdige Twitch-Experten und die teilweise schwierige Kommunikation sind nur ein Teil der dunklen Seite. Auch die Nomenklatur (Z. B. Meisterrunde statt Play-Off`s) ist teilweise schwer nachvollziehbar und auch wenn internationale Spieler enorm viel Qualität in die Bundesligateams bringen und diese wertvoll für uns ist, eine Ausländerbegrenzung ist überfällig. Eine Mindestanzahl von deutschen U19 Spielern im Kader wäre ebenfalls zu begrüßen. Vor allem die Basis von Futsal in diesen Landen ist immer noch höchst fragil. Selbst auf Regional-Liga Niveau, dem zweithöchsten Level, brechen Clubs mitten aus dem Spielbetrieb aus und ziehen zurück. Futsal in Deutschland zu betreiben kostet weiterhin viel Idealismus und Herzblut. Diese Kraft nachhaltig aufzubringen, sich voll und ganz diesem Sport zu verschreiben, ist eine Herausforderung sondergleichen. Der Unterbau ist essentiell wichtig für das Gesamtkonstrukt Futsal in Germany. Über die Masse kommt Qualität sowie Professionalität und Ressourcen, vor allem auch die dringend gebrauchten monetären Mittel. Proficlubs in Deutschland setzen sich mit dem Thema bisher nur am Rande auseinander. Schaut man sich aber den nationalen und internationalen Profifußball an, sieht man immer mehr Futsaladaption. Ganze Nationen und Ligen orientieren Ihre Spielweise an Einflüssen, die beim Futsal zur Grundausbildung gehören. Würden Clubs ab und an mal nach rechts oder links und nicht nur stur geradaus gucken, wäre es nicht schwer zu erkennen, wie viele besondere Chancen und wie wenig Risiko Futsal für einen Profifußballclub bereithält und wie gut die Symbiose von Futsal und Fußball wirkt. Hierzu genügt ein Blick nach Südeuropa, Südamerika, Asien, auf den Balkan, nach Osteuropa oder in die Premier League z. B. in Richtung Arsenal London oder Manchester City. Saudi-Arabien integriert Futsal in das Fußball-System. Der FC Barcelona, Benfica oder Sporting gehen diesen Weg schon sehr lange. Juventus Turin hat vor kurzem nachgezogen. Geht hier in Deutschland ein Club voran, werden viele folgen. Versprochen! – By HPE, 11.2.24